6 Staaten in 6 Tagen

20. Oktober 2019

Tschüss Rennstrecke, hallo Highway! Welches Land könnte sich wohl besser für einen Road Trip anbieten als die Vereinigten Staaten?

Wer mich kennt, weiß: Als durchgeplante Pauschalreise kann man meine Tour nicht unbedingt bezeichnen. Lieber rein in den Wagen, rauf auf den Highway und Nase in den Wind! Wichtig war lediglich, dass der Mietwagen keine Kilometerbegrenzung hat. Bei einer zurückzulegenden Strecke von mehr als 1500 Meilen hätte man sonst tief in die Tasche greifen müssen – sehr tief.

Georgia

Austragungsort des Petit Le Mans und Ausgangspunkt meiner Reise bildete der Michelin Raceway Road Atlanta. Das Rennwochenende nordöstlich von Atlanta bot zugleich die Möglichkeit, Tipps für die anstehende Tour durch den Osten der USA einzuholen. Erstes Zwischenziel war die rund vier Stunden entfernte Hafenstadt Savannah im Süden Georgias.

 

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South Carolina

Strand, Strand und noch mehr Strand – von Savannah über Charleston bis hin zu Myrtle Beach im Norden führt die Route 17 fast durchgängig an der Küste entlang. Perfekt um dem verregneten Herbst zu entfliehen. Möglichkeiten für einen Zwischenstopp sind auf dieser Strecke schier unbegrenzt, denn die Gegend ist eine beliebte Urlaubsregion voller Attraktionen, Restaurants und Hotels. Dank Nebensaison sogar richtig günstig: Eine Nacht im 3-Sterne-Hotel mit Blick aufs Meer für nur 50 Dollar.

Was bekommt man für diesen Preis noch? Richtig: Eine NASCAR-Renntaxifahrt! TripAdvisor hatte mich auf den Myrtle Beach Speedway aufmerksam gemacht, wo unter der Woche die begehrten Mitfahrten im Oval stattfinden. Ohne zu zögern, nahm ich Platz und genoss sechs laute Runden in einem (wenn auch etwas in die Jahre gekommenen) Stockcar.

North Carolina

Wer einmal die Küstenregionen der Oststaaten erkundet hat, kennt das Bild: Es gibt Häuser, die beim letzten Sturm in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Und es gibt neue Häuser, die wieder dafür bereit sind, beim nächsten Sturm in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

Gebäude werden oft nur aus dünnem Holz gebaut – von einem Fundament fehlt jede Spur. In einen teuren Bau wird nicht investiert – wieso auch? In nahezu jedem Ort gibt es Häuser to go – komplett aufgebaut und lieferbereit via Truck. Für uns Mitteleuropäer nur schwer vorstellbar, in Amerika hingegen Alltag.

Washington D.C.

Nach fast einer Woche entlang der Küste gab es eine willkommene Abwechslung: Washington – das i-Tüpfelchen meiner Tour. Für mich war es der erste Besuch der US-Hauptstadt. Sehenswürdigkeiten wie das Weiße Haus, das Kapitol oder das Lincoln Memorial waren damit Pflicht.

Den Abstecher ins Air & Space Museum habe ich Bill Slupski zu verdanken. Bill unterstützt Land-Motorsport in den USA als Rennmechaniker. Im „richtigen Leben“ ist Bill hingegen Direktor bei der NAVY, weswegen er mir den Besuch wärmstens ans Herz legte. Die Ausstellung zeigt die wichtigsten Meilensteine der amerikanischen Luft- und Raumfahrt. Besonders beeindruckend dabei: Zahlreiche Prototypen aus dem NASA-Programm der 60er und 70er Jahre geben tiefe Einblicke in den Kalten Krieg.

Virginia & West Virginia

Zum Abschluss wäre da noch Virginia – der mit Abstand abwechslungsreichste Staat der Tour. Abwechslungsreich deshalb, weil es an Vielseitigkeit kaum zu übertreffen war: Küste, Stadtleben, Natur und viel Historie. Mich hat es – TripAdvisor sei Dank – nach Williamsburg verschlagen. Eine kleine Stadt mit großer Geschichte, die bis in die Kolonialzeit zurückreicht. Viele der Gebäude im Stadtkern, wie beispielsweise das College William & Mary, sind mehr als 300 Jahre alt – im Vergleich zu europäischen Städten sind das natürlich „junge Hüpfer“. 😉

Um Orte wie diesen zu finden, empfiehlt es sich, auch mal von der schnellsten Route abzuweichen. Gerade in Virginia lohnen sich Umwege, da es abseits der großen Highways viel zu entdecken gibt. Bestes Beispiel sind die Blue Ridge Mountains, sich über hunderte Meilen durch den Südosten der USA erstrecken.

In Europa ist Autofahren für mich eher ein leidiges Übel – offenes Tempolimit hin oder her. Auf US-Straßen hingegen kommt es fast schon einer Entspannung gleich, stundenlang mit 55 Meilen pro Stunde durch die Gegend zu reisen. Wieso? Wahrscheinlich weil man sich nie satt sieht an dem Panorama aus beeindruckender Natur und lebendigem Stadtleben.

Für wen sich diese Reise nicht eignet:

Fans von Pauschalreisen.

Wem ich diese Reise nur wärmstens empfehlen kann:

Fans von Pauschalreisen.

 

Geschrieben von Markus Findeisen